Ist eine Reise durch Kanada mit einem Elektroauto möglich? Als wir den Plan gefasst hatten, unseren Roadtrip durch Kanada mit einem Elektroauto zu machen, haben uns viele Leute davon abgeraten. Sie sagten uns, dass es in Kanada nicht möglich sei und wir einen Verbrenner bräuchten. Wir wollten das Gegenteil beweisen und haben unseren Trip durch British Columbia und Alberta mit einem E-Wagen gemacht. 26 Tage und ziemlich genau 4.000 Kilometer später können wir das Fazit ziehen: Es ist auf jeden Fall möglich!
Elektroauto Kanada
Vor unserem Roadtrip in Kanada hatten wir beide so gut wie keine Berührung mit Elektrofahrzeugen, denn zuhause haben wir meist unseren Drahtesel gesattelt. Wir hatten zwar beide schon mal in einem Elektroauto gesessen, aber viel mehr auch nicht. Doch keine Angst, so ein Fahrzeug ist wirklich kein Hexenwerk und in vielerlei Hinsicht sogar einfacher zu handhaben als ein Verbrenner.
Mieten
Nicht alle Mietwagenfirmen bieten Elektroautos in Kanada an. Wir empfehlen dir daher, im Internet Angebote und Preise zu vergleichen. Wir haben vorher auf der Vergleichsseite billiger-mietwagen.de recherchiert und anschließend auch direkt über die Seite gebucht – was insgesamt sogar billiger war als über den Anbieter selbst. Anschließend konnten wir den Wagen problemlos bei der Mietwagenfirma abholen.
Wichtig: Du benötigst bei (fast) allen Mietwagenfirmen in Kanada eine vollwertige Kreditkarte. Diese wird spätestens bei der Abholung des Wagens für die Hinterlegung der Kaution benötigt. Auch wenn z. B. Visa Debitkarten theoretisch dafür geeignet wären, werden sie in Kanada so gut wie nie akzeptiert.
Modell
Wenn du in Kanada einen Mietwagen buchst, bekommst du mit großer Wahrscheinlichkeit einen Tesla. Die Marke ist in Kanada weit verbreitet und du siehst sie sehr häufig auf den Straßen – zumindest in British Columbia. Wir konnten uns bei der Abholung sogar zwischen drei (modellgleichen) Tesla 3 entscheiden. Daher beziehen sich unsere Erfahrungen auf diesen Fahrzeugtyp. Voll geladen konnte unser Mietwagen eine Strecke von gut 420 km bewältigen. Der Akku geht entsprechend schneller leer, wenn es windig, kalt und bergig ist – was nicht ungewöhnlich für Kanada ist.
Elektroauto in Kanada: Wie funktioniert das Laden?
Das eingebaute Navigationsgerät gibt dir immer eine aktuelle Vorhersage, wie viel Prozent du an deinem Zielort noch zur Verfügung haben wirst. Und in den allermeisten Fällen hat es fast genau auf das Prozent genau gepasst. Durch die Vorhersage kannst du genau sehen, ob und wenn ja, wie viel du auf dem Weg nochmal laden musst oder du die Strecke auch ohne Ladepause schaffen kannst.
Generell gibt es drei verschiedene Möglichkeiten, einen E-Wagen aufzuladen:
- Schnelllader (bspw. Tesla Supercharger)
- Level 2 Charger
- Hausstrom
Generell ist die Ladeleistung am Anfang des Ladevorgangs höher und nimmt dann ab, wenn sich der Akku füll. Der optimale Betriebsbereich, in dem die Batterie am effizientesten arbeitet, liegt normalerweise zwischen 20% und 80%.
Wichtig: Bei E-Wagen gibt es unterschiedliche Anschlüsse. Daher benötigst du für viele Ladesäulen einen Adapter. Wir haben von der Mietwagenfirma einen Adapter (J-1772, siehe Level 2 Charger) sowie ein Kabel zum Laden an einer normalen Steckdose (siehe Hausstrom) erhalten.
Schnelllader
Da wir mit einem Tesla unterwegs waren, haben wir oft deren Schnellladesysteme, die Tesla Supercharger genutzt. Wir konnten hier mit bis zu 250 kW laden, was unter anderem davon abhing, wie viele Fahrzeuge gleichzeitig geladen haben. Für 50% haben wir etwa 25 Minuten geladen und umgerechnet weniger als 10€ gezahlt.
Das Laden war wirklich entspannt, da wir nur den Stecker einstecken und nichts weiter tun mussten. Die Abrechnung erfolgte bei uns direkt über die Mietwagenfirma. So hatten wir auch keinerlei Probleme mit der Bezahlung vor Ort und konnten uns immer sicher sein, dass wir das Auto aufladen können.
Während des Ladevorgangs konnten wir immer genau sehen, wie lange die Ladezeit noch dauert und wie viel Geld es kostet. Du kannst auch einstellen, dass du nur bis zu einer bestimmten Prozentzahl laden möchtest oder für einen bestimmten Betrag. Danach stoppt der Ladevorgang automatisch.
Wichtig: Wenn du dein Fahrzeug nicht spätestens 5 Minuten nach Abschluss des Ladevorgangs von der Ladesäule trennst, kann es sein, dass du eine Strafe bezahlen musst. Je nach Auslastung der Supercharger kann das in Kanada aktuell 0,50-1,00 CAD pro Minute sein. Dies soll gewährleisten, dass die Ladesäulen ausschließlich zum Laden genutzt werden und nicht blockiert werden.
Level 2 Charger
Ein Level 2-Ladegerät (auch AC-Ladestation) verwendet in Kanada in der Regel eine Spannung von 240 Volt. Ladesäulen können dabei verschiedene Anschlüsse haben. In Nordamerika ist vor allem der Steckertyp J-1772 weit verbreitet. Dafür haben wir von der Mietwagenfirma einen Adapter erhalten, den wir problemlos an diesen Ladesäulen verwenden konnten.
Meist haben wir hier maximal mit 8 kW geladen. Für 10% haben wir etwa eine Stunde benötigt. Der große Vorteil ist: Die Level 2 Charger sind in Kanada oft kostenlos.
Tipp: Wenn du Zeit hast, nutze bei längeren Strecken einfach deine Pausen, um ein paar Prozente zu laden. So konnten wir einige Euro sparen und sogar einige spannende Orte kennenlernen, die wir ansonsten nicht besucht hätten.
Hausstrom
Elektrofahrzeuge verfügen normalerweise über ein Ladekabel, das du an eine herkömmliche Haushaltssteckdose anschließen kannst. So war es auch bei uns.
Mit Hausstrom haben wir bei unserem Roadtrip trotzdem nur einmal geladen. Dies dauert nämlich tatsächlich sehr lange, da nur mit ca. 2 kW geladen wird. Das ist also nur zu empfehlen, wenn du das Fahrzeug über Nacht irgendwo abstellen kannst.
Weitere Anschlüsse
Neben den oben genannten Anschlüssen gibt es noch weitere wie bspw. CHAdeMO und CCS/SAE. Prinzipiell gibt es die Möglichkeit, an Ladesäulen mit diesen Anschlüssen einen Tesla zu laden. Allerdings hatten wir hierfür keine Adapter erhalten und konnten daher diese Ladesäulen nicht nutzen.
Wie ist die Ladeinfrastruktur für Elektroautos in Kanada?
Ein Hinweis vorweg: Kanada ist ein riesiges Land und die Infrastruktur variiert von Region zu Region. Unsere Erfahrungen beziehen sich auf die westlichen Provinzen British Columbia und Alberta.
In British Columbia ist die Infrastruktur generell wirklich gut ausgebaut. In den größeren Städten gibt es in der Regel sowohl Supercharger als auch Level 2 Charger. Aber auch außerhalb der Städte gibt es Möglichkeiten, dein Elelektroauto in Kanada zu laden. An Raststätten oder Visitor Centern gibt es bspw. meist Level 2 Charger, die kostenlos sind.
Ausnahme ist die Region um Clearwater, wo es leider (noch) keine gute Lade-Infrastruktur gibt. Hier sind aber bereits Supercharger geplant, der Bau hat sicher allerdings bisweilen verzögert.
In Alberta haben wir die Erfahrung gemacht, dass die Infrastruktur noch nicht so gut ausgebaut ist wie in BC. Dieser Eindruck wurde uns auch mehrmals von Einheimischen bestätigt. Bei unseren Zielen im Westen von Alberta hatten wir allerdings keine größeren Schwierigkeiten.
Generell wird das Thema E-Mobilität von der kanadischen Regierung weiter vorangetrieben. In den vergangenen Jahren sind viele Ladesäulen gebaut worden und es sollen in den nächsten Jahren immer mehr werden. Die Regierung hat verschiedene Programme und Anreize eingeführt, um den Ausbau der Ladeinfrastruktur zu unterstützen. So bietet zum Beispiel das Zero-Emission Vehicle Infrastructure Program finanzielle Unterstützung für den Aufbau von Ladestationen an öffentlichen Orten.
Elektroauto Kanada: Hilfreiche Apps
PlugShare
PlugShare ist eine App, in der du Informationen über jede Art von Ladestationen für Elektroautos in Kanada findest. Die Plattform ermöglicht es Nutzern, Ladestationen zu finden, zu bewerten und Informationen darüber auszutauschen.
Du kannst deine Fahrzeugdaten eintragen und siehst somit immer direkt, ob du an der Ladesäule laden kannst oder nicht. Da die App viele aktive Nutzer hat, findest du hier in der Regel auch aktuelle Infos, bspw. zur Ladegeschwindigkeit oder defekten Ladesäulen.
Flo
Flo ist ein in Kanada weit verbreitetes Ladenetzwerk. Mit der gleichnamigen App kannst du Ladesäulen finden, sie zum Laden freischalten und ggf. direkt bezahlen.
Du kannst vorher in der App sehen, ob das Laden Geld kostet oder nicht. Flo arbeitet mit verschiedenen Partnern zusammen, um die Ladeinfrastruktur für E-Wagen auszubauen. Und die jeweiligen Partner vor Ort entscheiden, wie viel das Laden kostet. Wir konnten unser Elektroauto in Kanada an mehreren Level 2 Chargern kostenfrei aufladen.
Tesla App
Über das eingebaute Navigationssystem werden dir alle Tesla Supercharger angezeigt. Dort kannst du auch direkt sehen, wie schnell diese laden und wie viele Plätze aktuell frei sind. Während du zu einem Supercharger navigierst, wird die Batterie automatisch vorkonditioniert, um sie vor dem Laden auf eine optimale Temperatur zu bringen.
Wenn du ein Ziel auswählst, zu dem du mit der restlichen Batterieladung nicht hinkommen würdest, schlägt das Navi automatisch einen Supercharger als Zwischenziel deiner Route vor.
Google Maps
Unter der Kategorie “Ladestation für E-Fahrzeuge” findest du Ladesäulen für Elektrofahrzeuge. Allerdings musst du schauen, ob du dein Fahrzeug hier auch laden kannst bzw. ob du einen Adapter brauchst. Oft finden sich in den Bewertungen der Community hilfreiche Hinweise.
Tipp: Wenn du in einer der Apps eine passende Ladesäule findest, suche diese zur Sicherheit auch nochmal in einer anderen App. Vielleicht findest du hier neuere Informationen, die wichtig sein könnten.
Elektroauto Kanada: Kosten für das Aufladen
Vor unserem Roundtrip konnten wir überhaupt nicht einschätzen, wie viel wir im Endeffekt für das Laden bezahlen würden – und ob es günstiger sein würde als das Tanken eines Verbrenners.
Da die Level 2 Charger in Kanada meist kostenlos sind, konnten wir hier schon etwas Geld sparen. Ansonsten haben wir die Supercharger genutzt und für das Laden insgesamt 157 Euro gezahlt – für knapp 4.000 km zurückgelegte Strecke.
Somit haben wir insgesamt für das Laden deutlich weniger gezahlt, als wir für das Tanken eines vergleichbaren Verbrenners gezahlt hätten. Bei einem vergleichbaren Fahrzeug (Chrysler 200) hätten wir an Tankkosten ungefähr 500 Euro bezahlt.
Hinweis: Als Berechnungsgrundlage gehen wir von einem Verbrauch von ca. 10l / 100km aus. Dies ist für das Modell durchaus realistisch, da die gefahrenen Strecken z.B. sehr bergig waren. Der durchschnittliche Benzinpreis betrug für den Zeitraum ca. 1,80 CAD (1,25 EUR).
Unsere Aufladungen im Detail
Wir haben uns während unseres Roadtrips alle Aufladungen inkl. Dauer und Kosten notiert und dir im Folgenden aufgelistet. Damit kannst du ein Gefühl dafür bekommen, wie oft und wie lange man ungefähr lädt und wie die Kosten zusammengekommen sind.
Tag 1:
+25%. 1:30 Std. Parkplatz Supermarkt. Kostenlos.
Tag 2:
+50%. 5:30 Std. Parkhaus unseres Hotels in Whistler. Kostenlos.
Tag 3:
+23%. 2:00 Std. Retasket Lodge and RV Park. Kostenlos (gegen eine Spende für das lokale Krankenhaus).
+29%. 2:00 Std. City Hall Merrit. Kostenlos.
+69%. 0:40 Std. Supercharger Penticton. ~16€
Tag 5:
+11%. 1:10 Std. Flo Charging Station Armstrong. Kostenlos.
Tag 6:
+46%. 0:20 Std. Revelstoke Supercharger. ~7€
Tag 7:
+77%. 0:45 Std. Revelstoke Supercharger. ~13€
Tag 8:
+60%. 0:35 Std. Revelstoke Supercharger. ~10€
Tag 11:
+55%. 0:35 Std. Supercharger Golden. ~10€
Tag 12:
+61%. 0:32 Std. Supercharger Golden. ~11€
Tag 13:
+23%. 0:14 Std. Supercharger Golden. ~3€
Tag 14:
+13%. 1:00 Std. Lake Louise Tesla Destination Charger. Kostenlos.
Tag 15:
+38%. 3:40 Std. Banff Visitor Center. Kostenlos.
Tag 17:
+58%. 0:33 Std. Supercharger Golden. ~10€
Tag 19:
+56%. 0:22 Std. Supercharger Golden. ~10€
Tag 20:
+32%. 0:40 Std. Supercharger Golden. ~7,50€
Tag 21:
+29%. 1:14 Std. Lake Louise Tesla Destination Charger. Kostenlos.
Tag 22:
+59%. 0:24 Std. Supercharger Jasper. ~12€
+40%. 0:24 Std. Supercharger Jasper. ~8€
+19%. 2:38 Std. Mount Robson Visitier Centre. Kostenlos.
+6%. 0:28 Std. Wire Cache Rest Area. Kostenlos.
Tag 24:
+18%. 2:43 Std. Best Western Hotel Clearwater. Kostenlos (eigentlich nur für Hotelgäste, aber wir durften glücklicherweise trotzdem laden – einfach mal nett nachfragen).
Tag 26:
+87%. 0:38 Std. Supercharger Kamloops. ~15,50€
+13%. 0:15 Std. Supercharger Kamloops. ~3€
+54%. 0:25 Std. Supercharger Hope. ~10€
Fazit: Elektroauto Kanada
Sicherlich bedarf es ein wenig Planung, einen solch langen Raodtrip mit einem Elektroauto durch Kanada zu machen. Und auch solltest du dir bewusst sein, dass du etwas Zeit für das Laden benötigst. Aber der Aufwand lohnt sich unserer Meinung nach definitiv.
Denn unserer Meinung nach überwiegen die Vorteile. Das fast geräuschlose Fahren ist wirklich sehr angenehm, gerade wenn man fast täglich und für längere Strecken unterwegs ist. Außerdem erzeugen E-Fahrzeuge im Vergleich zu Verbrennerfahrzeugen weniger Vibrationen, was insgesamt zu einem ruhigeren und komfortableren Fahrerlebnis führt. Darüber hinaus ist – bei aller berechtigten Kritik – aktuellen Studien zufolge das E-Auto insgesamt umweltfreundlicher und nachhaltiger als der Verbrenner.
Beim Mieten lohnt es sich auf jeden Fall, die Preise online zu vergleichen. Wir fanden, dass das auf billiger-mietwagen.de sehr übersichtlich und transparent möglich war und können die Plattform dadurch sehr empfehlen. Wir waren auch überrascht, wie gut wir bei der Buchung und Abholung mit sämtlichen Informationsblättern unterstützt wurden. Dadurch fühlt man sich rundum sicher und muss sich vorab keine großen Sorgen machen, etwas zu vergessen.
Preislich liegt die Miete für ein Elektroauto in Kanada zwar etwas über einem vergleichbaren Verbrenner, allerdings ist das Laden deutlich günstiger als das Tanken. Für uns hat es sich dadurch auch finanziell gerechnet und wir haben insgesamt weniger bezahlt.
Somit ziehen wir nach 26 Tagen und 4.000 km das Fazit: Ein Roadtrip mit einem Elektroauto durch Kanada ist auf jeden Fall möglich! Aufgrund der Vorteile eines E-Wagens und unserer gemachten Erfahrungenen würden wir es definitiv wieder genauso machen.
Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit billiger-mietwagen.de. Alles, was du in diesem Artikel liest, beruht auf unserer persönlichen Meinung.