Auf den ersten Blick scheint „nachhaltig“ und „mit dem Flugzeug fliegen“ in einem Satz ein Widerspruch in sich zu sein: Geht nachhaltig fliegen überhaupt? Natürlich ist das Flugzeug generell das klimaschädlichste Transportmittel, was mittlerweile vielen Menschen bekannt ist. Neben den verursachten CO₂-Emissionen beeinflussen auch andere Faktoren wie die Bildung von Kondensstreifen in der Atmosphäre das Klima.
Daher sollte immer die erste Wahl sein, eine Alternative zum Flugzeug zu finden. Manchmal gibt es aber keine passende Möglichkeit, auf andere Transportmittel umzusteigen und ein Flug ist unvermeidbar. Oder der lang ersehnte Wunsch einer Fernreise ist ohne Flugzeug realistisch nicht machbar. Wenn du dich also doch aus irgendwelchen Gründen für eine Flugreise entscheidest, geben wir dir hier ein paar Tipps, wie du nachhaltig – oder besser gesagt nachhaltiger – fliegen kannst.
Flugzeug bewusst wählen
Wähle das Flugzeug bewusst und sieh die Flugreise als Privileg. Nach verschiedenen Schätzungen hat etwa 80% der Weltbevölkerung noch nie ein Flugzeug betreten. Das Flugzeug als Transportmittel nutzen zu können, ist also keine Selbstverständlichkeit. Daher solltest du diese Reiseentscheidung auch bewusst wählen und wenn immer es möglich ist, Flüge vermeiden und Alternativen wie Bus und Bahn nutzen.
Länge der Strecke
Vermeide Kurzstreckenflüge und Inlandsflüge. Gerade hier gibt es meist gute Alternativen zum Flugzeug. Ein Beispiel ist die Strecke Hamburg – München. Mit der Bahn verursacht eine Person ca. 18,7 kg CO₂, mit dem Flugzeug ca. 155 kg CO₂ – also mehr als das 8-fache.
Bei Kurzstreckenflügen nimmt der Startvorgang einen größeren Teil der Gesamtflugzeit ein, und gerade dieser verursacht einen hohen Treibstoffverbrauch und dadurch auch viele Emissionen. Längere Flüge sind dagegen pro Kilometer oft effizienter, weil der größere Anteil der Flugzeit im sparsameren Flugmodus verbracht wird.
Non-Stop-Flug und Direktflug
Es gibt mehrere Möglichkeiten, mit dem Flugzeug ans Ziel zu gelangen: Umsteigeflüge, Direktflüge und Non-Stop-Flüge.
Bei einem Umsteigeflug gibt es – wie der Name es schon vermuten lässt – einen oder mehrere Umstiege und du wechselst zwischendurch das Flugzeug. Durch mehrere Start- und Landevorgänge und einer eventuell längeren Gesamtstrecke ist der verursachte CO₂-Verbrauch höher als bei Direktflügen oder Non-Stop-Flügen. Bei einem Direktflug hast du möglicherweise eine Zwischenlandung (z.B. zum Tanken), was du bei einem Non-Stop-Flug nicht hast. Bei beiden wechselst du zwischendurch aber nicht das Flugzeug. Aus diesen Gründen sind Non-Stop-Flüge am klimaverträglichsten, gefolgt von Direktflügen. Am schlechtesten schneiden Umsteigeflüge ab.
Auch unabhängig von Gründen der Nachhaltigkeit würden wir immer Non-Stop- bzw. Direktflüge empfehlen, wenn es machbar ist. Du hast auf jeden Fall das Risiko, durch eine Verspätung deinen Anschlussflug zu verpassen. Und selbst bei Pünktlichkeit hast du potentiell Stress beim Umsteigen mit dem Gepäcktransfer und dem Zurechtfinden im Umsteigeflughafen.
Für unseren Flug nach Thailand sind wir bspw. mit genügend Puffer mit der Bahn nach Frankfurt angereist, um dort den Non-Stop-Flug nach Bangkok zu nehmen.
Wahl der Airline
Sogenannte Billigflieger können ihre Preise meist nur anbieten, indem sie bei der Qualität und eben auch Nachhaltigkeit Abstriche machen. Aber auch ein höherer Preis muss nicht unbedingt ein Garant dafür sein, dass Nachhaltigkeit eine größere Rolle spielt. Informiere dich daher vor der Wahl eines Flugs über verfügbare Airlines:
Welchen Flugzeugtypen nutzt die Airline in ihrer Flotte? Moderne, treibstoffeffizientere Flugzeuge verbrauchen weniger Treibstoff und stoßen weniger CO₂ aus.
Nutzt die Airline Wegwerfbesteck? Maßnahmen zur Reduktion von Plastik und anderen Abfällen an Bord sind ein Indikator für Nachhaltigkeit.
Wie ist die Auslastung der Flüge? Weniger Passagiere pro Flug bedeutet im Vergleich mehr CO₂-Ausstoß pro Passagier.
Was für eine Klimabilanz hat die Airline? Viele Airlines veröffentlichen Nachhaltigkeitsberichte, in denen sie ihre Ziele und Fortschritte im Bereich Umweltschutz und Nachhaltigkeit dokumentieren.
atmosfair hat 2018 einen Index herausgegeben, in dem die größten Airlines nach verschiedenen Kriterien bewertet wurden.
Flüge kompensieren
Ist eine Flugkompensation sinnvoll?
Ist es sinnvoll, deinen Flug zu kompensieren? Alternativen zum Flugzeug sollten immer Priorität haben. Dennoch kannst du deine Mittel- & Langstreckenflügen kompensieren. Wichtig ist hier zu betonen, dass die verursachten Emissionen durch den Flug durch eine Kompensation nicht rückgängig gemacht werden können und fliegen dadurch nicht nachhaltig wird. Den Flug zu kompensieren ist trotzdem sinnvoll, sofern in die richtigen Projekte investiert wird.
Wie funktioniert eine Flugkompensation?
Je nach Sitzklasse, Flugart und Flugzeugtyp verursachst du eine bestimmte Menge CO₂ auf deinem Flug. Anhand dieser Emissionen wird dann ein Betrag errechnet, den du spendest (du erhältst sogar eine Spendenquittung). Das Geld wird dann in Projekte investiert, die dieses CO₂ an anderer Stelle einsparen sollen.
Wo kann ich meinen Flug kompensieren?
Wir haben unsere bisherigen Flüge alle über atmosfair kompensiert. atmosfair ist eine gemeinnützige GmbH, die bereits 2004 gegründet wurde. 95% der Kompensationen fließen direkt in Klimaschutzprojekte, die von unabhängigen Prüferinnen und Prüfern überwacht werden. Bei Tests von Anbietern von Flugkompensationen schneidet atmosfair immer wieder als Testsieger ab.
Die mehr als 20 Projekte von atmosfair fördern den Ausbau erneuerbarer Energien, z.B. von Solaranlagen, oder Energieeffizienzmaßnahmen, die sofort Wirkung zeigen. Neben dem Einsparen von CO₂ legt atmosfair den Fokus aber auch auf eine nachhaltige Entwicklung durch Technologietransfer und durch Armutsbekämpfung.
Projekte: Beispiele
Effiziente Holzvergaseröfen in Indien
In Indien ist ein großer Teil der Bevölkerung noch immer auf Feuerholz zum Kochen angewiesen. Auch aufgrund der wachsenden Bevölkerung sind dafür aber nicht genügend nachwachsende Rohstoffe verfügbar. Die (illegale) Abholzung von Wäldern stellt eine Gefahr für die Natur und das Klima dar.
Um dem entgegenzuwirken subventioniert atmosfair in diesem Projekt den Verkauf von hocheffizienten Holzvergaseröfen. Diese verbrauchen nicht nur 50% weniger Feuerholz, sondern beim Kochen entsteht auch deutlich weniger Rauch, sodass sie besser für die Gesundheit sind. Die als Nebenprodukt entstehende Holzkohle können die Ofennutzerinnen und -nutzer weiterverkaufen und sich so fast ein Monatsgehalt pro Jahr dazuverdienen.
Dieses Projekt ist ein gutes Beispiel, wie durch eine Maßnahme nicht nur die Natur geschützt werden kann, sondern gleichzeitig auch die gesundheitliche und finanzielle Situation der Menschen gebessert werden kann.
Weitere Infos zum Projekt findest du hier.
CO₂-neutrales Kerosin
Kerosin ist der Treibstoff, der von Flugzeugen verwendet wird. Dieser wird normalerweise aus fossilem Rohöl hergestellt und beim Verbrennen wird CO₂ freigesetzt. In diesem Projekt hat atmosfair eine Anlage gebaut, in der Kerosin CO₂-neutral hergestellt wird. Das bedeutet, dass das CO₂, was während des Flugs freigesetzt wird, vorher in gleicher Menge aus der Atmosphäre entnommen wird. Mit verschiednen technischen Verfahren und Maßnahmen stellt atmosfair sicher, dass hier ein grünes Kerosin entsteht. Dieses wird im finalen Schritt an den Hamburger Flughafen geliefert und senkt dadurch den Anteil an klassischem Kerosin.
Weitere Infos zum Projekt findest du hier.
Und noch ein paar Tipps…
Beim großen Thema Flugreise gibt es noch ein paar Tipps, die in dem Rahmen vielleicht banal klingen. Aber auch diese Kleinigkeiten können helfen, etwas für den Umweltschutz zu unternehmen. Denk daran: Jeder Schritt zählt, egal wie groß.
Verzichte auf ausgedruckte Tickets. Nutze digitale Tickets oder die App der Airline.
Bringe bspw. eine eigene Flasche* und einen (faltbaren) Becher* mit. So vermeidest Müll.
Nutze eigene Kopfhörer und ggf. Decken und Kissen*, damit du diese nicht von der Airline nutzen musst.
Bestelle vegetarisches oder veganes Essen vorab.
Nutze die Bahn oder den Bus zur An- und Abreise vom Flughafen und vermeide Zubringerflüge oder Privattaxis.
Nutze eine Vergleichsplattform, die den Fokus nicht primär auf den Preis legt, sondern auch Umweltaspekte mit einbezieht, wie bspw. gruener-fliegen.de
Noch relativ neu ist das atmosfair Smart Travel Tool, mit dem du deine Reise unter Berücksichtigung der Faktoren Reisezeit, Reisekosten und CO₂-Emissionen optimieren kannst.
Nachhaltig fliegen: Fazit
Am nachhaltigsten ist eine Flugreise, wenn du nach folgendem Motto verfährst: Vermeiden vor Reduzieren vor Kompensieren.
Zunächst stellst du dir die Frage, ob eine Reise mit einem alternativen Transportmittel wie der Bahn oder Bus möglich und zumutbar ist. Wenn nicht, sollte zumindest der Flug so gewählt sein, dass er möglichst wenig Emissionen verursacht, bspw. durch die Wahl eines Direktflugs statt eines Umsteigeflugs. Im letzten Schritt kann dann die Kompensation eine sinnvolle Maßnahme sein. Wir empfehlen, den Flug über atmosfair zu kompensieren, da das Geld hier transparent in sinnvolle und effektive Maßnahmen investiert wird. Mit diesen Tipps wird Fliegen zwar nicht nachhaltig, aber du kannst es so nachhaltig wie möglich gestalten.
Tipps für eine umweltfreundliche Reise haben wir dir in diesem Artikel zusammengefasst.
Dieser Beitrag entstand in Zusammenarbeit mit der atmosfair gGmbH. Alles, was du in diesem Artikel liest, beruht auf unserer persönlichen Meinung.
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