Vegan reisen klingt erstmal nach einer absoluten Mammut-Aufgabe. Zuhause wird es immer leichter: Mittlerweile führt sogar der kleine Supermarkt auf dem Dorf vegane Lebensmittel. Und auch wenn Deutschland oftmals hinterher hängt, sieht es bei der veganen und vegetarischen Ernährung ziemlich gut aus.
Vegan: Zuhause geht’s immer leichter, aber auf Reisen?
So ist es aber oftmals nicht im Reiseland: Vegane Gerichte und Lebensmittel, sowie Ersatzprodukte sind im Ausland leider meist noch eine Seltenheit. Natürlich können wir auch hier nicht völlig allgemein sprechen, denn es gibt Länder in denen die vegane Vielfalt noch viel besser ist als in Deutschland oder in denen vegane Gerichte zur allgemeinen Speisekarte gehören. Wusstest du, dass zumindest der Begriff „vegan“ aus Großbritannien stammt? Dort haben wir auf eigentlich jeder Speisekarte ein veganes Gericht gefunden, sogar in ländlicheren Gegenden. Auch in Indien und Sri Lanka ist es sehr einfach, vegan zu essen.
Dein Reiseland ist außerhalb von Großbritannien und Indien? Dann bleib dran, denn hier kommen unsere 5 Tipps, wie es mit der Ernährung trotzdem klappt.
Vegan auf Reisen: Je touristischer desto besser
Wir haben die Erfahrung gemacht, dass die vegane Ernährung einfacher wird, je touristischer eine Gegend ist. Der Vorteil: Auch andere Reisende vor dir werden mal nach vegetarischen oder veganen Gerichten gefragt haben. Dort, wo der Begriff vegetarisch oder vegan nicht zu fragenden Gesichtern führt, ist es oftmals viel leichter. Und schau auch dort mal, ob es nicht sogar rein vegane Restaurants gibt. In Chiang Mai zum Beispiel gibt es eine Vielzahl an rein veganen Restaurants, was eine wunderbare Abwechslung zum täglichen Reis mit Gemüse ohne Fischsauce ist. Welche Restaurants wir dir empfehlen, findest du in unserem Beitrag Vegan in Thailand. Wie du vegane Restaurants findest, zeigen wir dir weiter unten.
Vegan auf Reisen: so klappt’s auch in ländlichen Gebieten
Nun wirst du aber, wenn du uns folgst, wahrscheinlich nicht immer in touristischen Gegenden unterwegs sein. Doch auch auf dem Lande musst du nicht hungern. Wir sind ehrlich: Bevor wir aufs Land oder in untouristische Gegenden aufbrechen, stoppen wir vorher meist noch auf einem Früchtemarkt und decken uns mit Obst und Gemüse ein. Ganz nach dem Motto: Better save than sorry 🙂
Zufriedenheit und Geduld
Nun sitzt du bei einem kleinen einheimischen Restaurant, verstehst kein Wort beim Blick auf die Speisekarte und auch die*der Einheimische spricht kein Englisch und schaut dich nur verlegen an. Für so eine Situation lohnt es sich, ein paar vegane Gerichte aus der Küche des Reiselandes schon im Vorfeld zu kennen. In Thailand ist so ein Gericht zum Beispiel Pad Pak Ruam – Reis mit Gemüse.
Wenn du nun noch weißt, welche Worte du nutzen musst, damit es garantiert vegan ist, wirst du glücklich, satt und zufrieden aus dem Restaurant spazieren. Aus diesem Grund lohnt es sich, ein paar Brocken auf der Sprache deines Gastlandes zu können. Frag doch bei deiner Ankunft in einer größeren Stadt (z.B. In Bangkok) an der Rezeption nach und schreib dir die Wörter auf. Hilfreich ist es, dir die Wörter und Sätze so zu notieren, wie du sie sagst. Achte also weniger auf eine gute Rechtschreibung und viel mehr auf die Töne und Worte, die du sagst oder schreib dir in Klammern ein Wort mit ähnlicher Aussprache.
Auch Durchhaltevermögen und ein Lächeln kann helfen
Auf jeden Fall können wir dir empfehlen, zufrieden zu sein mit dem, was du bekommst. Klar, nach fünf Tagen Reis mit Gemüse zum Frühstück, Mittag und Abendbrot ist man langsam genervt, aber es kommen auch wieder Tage mit anderem veganen Essen. Übrigens: Wenn du häufiger dasselbe Restaurant besuchst, werden auch die Inhaber*innen manchmal kreativ und schlagen dir ein veganes Alternativessen vor. So ging es uns auf unserer Reise nach Phu Langka in Thailand. Nach dem dritten Mal Reis mit Gemüse wurde uns dort eine Gemüsesuppe angeboten, die fantastisch schmeckte und eine sehr schöne Abwechslung war. Wenn du speziell für Empfehlungen in Thailand suchst, schau dir auch diesen Beitrag gerne mal an.
Auch Geduld ist eine Tugend, die du manchmal auf der Suche nach veganem Essen benötigst. Solltest du schnell hangry (hungry-angry) werden, dann steck dir lieber eine Banane oder ein paar Nüsse in die Tasche.
Vegan auf Reisen: Sprachbarrieren überwinden
„Pad Pak Ruam, mai aum nam hoy, nam pla, kai“
So einfach bestellt man Reis mit Gemüse ohne Austernsauce, Fischsauce und Ei in Thailand. Ja, man könnte meinen es ist unser Lieblingsessen, geht halt einfach immer. Ok, bis wir das raus hatten haben wir auch ein paar Tage benötigt, aber im Endeffekt funktioniert es und die Thais freuen sich riesig, wenn du versuchst, ihre Sprache zu sprechen. Wie sagte eine thailändische Frau am Tisch neben uns auf Englisch: Die Töne sind falsch, aber man versteht ungefähr, was ihr sagen möchtet und das ist niedlich. Reicht doch, oder? Und das ganze Restaurant wird sich mit euch freuen.
Also traut euch, ein paar Worte zu lernen und habt keine Scheu.
Zur Not hilft auch der Google Übersetzer
Was wir noch auf Reisen geliebt haben, ist der Google Übersetzer. Gerade wenn die Schriftzeichen nicht unsere sind, steht man manchmal völlig verdutzt vor einem Schild oder einer Speisekarte. Der Google Übersetzer hilft euch bei der Schatzsuche nach veganen Gerichten auf der Speisekarte. Dazu könnt ihr in der App einfach den Text abfotografieren und übersetzen lassen. Ein Tipp von uns: Solltet ihr mit der englischen Sprache vertraut sein, funktioniert der Übersetzer ins Englische oftmals besser als ins Deutsche.
Vegan Reisen mit dem Vegan Passport oder einem Ausdruck
Sollte die Übersetzungs-App mal nicht funktionieren, haben wir einen weiteren (Geheim)Tipp für euch: The Vegan Passport
Dieses kleine Büchlein wurde von The Vegan Society herausgegeben und beinhaltet eine Erklärung, was man als Veganer*in essen darf und was nicht. Diese Erklärung ist in verschiedenen Sprachen verfügbar, eine Seite pro Sprache. Ihr könnt euch also entweder Sätze rauskopieren oder das ganze Buch oder die Seite vorzeigen.
Für uns persönlich sind die Texte meist zu lang. Dort wird genau erklärt, warum man vegan lebt, was für uns persönlich etwas zu missionarisch ist. Daher nutzen wir nur den oberen Abschnitt mit den Erklärungen, was man nicht essen kann als Veganer*in und sind damit sehr zufrieden. Manchmal schickte uns das Restaurant weg, manchmal durften wir bleiben, aber immerhin haben wir dadurch noch nie „Pork Soup“ serviert bekommen.
Kleine Bilder sind leicht verständlich
Neben dem Vegan Passport haben wir einen kleinen Ausdruck mit auf unserer veganen Weltreise, den es von Wilmersburger gibt, der aber sicherlich auch online zu finden ist. Dort ist in Bildern erklärt, was man nicht essen kann. Wir finden es sehr praktisch, weil wir nicht immer sicher sind, ob die Personen uns gegenüber lesen können und wir ungerne jemanden in eine unangenehme Lage bringen möchten. Bei den Bildern ist die Message genauso leicht zu verstehen und man vermeidet die Erklärung des Grundes: Du könntest ja auch eine Allergie gegen tierische Lebensmittel haben.
Nutze dein Handy
Extra Tipp von uns: Papier geht schnell kaputt, daher haben wir uns den Ausdruck abfotografiert und unter den Favoriten im Handy gespeichert. Das Smartphone ist schnell gezückt und eine stabile Internetverbindung brauchst du in diesem Fall auch nicht.
Praktische Apps / Online-Recherche für deine vegane Reise
Neben der Google Übersetzer App gibt es noch weitere praktische Online Funktionen, die dir als Veganer*in oder Vegetarier*in auf Reisen nützlich sein können.
Happy Cow
Die App Happy Cow gibt es schon seit vielen Jahren und lebt von der aktiven veganen und vegetarischen Community. So findest du in dieser App neben veganen und vegetarischen (bzw. -freundlichen) Restaurants auch Bewertungen, wie schwierig oder einfach der Besuch war und wie das Essen schmeckte. Vor allem in touristischeren Gebieten finden wir die App sehr hilfreich und nutzen sie oft. Solltest du bei Happy Cow mal keine vegan(freundlichen) Restaurants finden, probiere es bei Google Maps.
Google Maps
Diese App ist definitiv kein Geheimtipp mehr, aber wir lesen von vielen anderen veganen Reisenden, dass sie diese App bei der Suche gar nicht auf dem Schirm hatten. Aus diesem Grund listen wir sie hier nochmal auf. Das Praktische: Du findest hier oft auch ganz kleine Restaurants mit veganer Küche. In Thailand haben wir unsere „Jai Restaurants“ alle dort gefunden.
Wir geben in der Suche einfach „vegan“ oder „vegetarian“ ein und finden eine Auswahl an Restaurants in der Nähe (oder eben nicht). Bei vielen Ergebnissen suchen wir dann nochmal in einem engeren Bereich.
Wichtiger Tipp: Google Maps scannt auch die Rezensionen. Dabei kann man auch schnell mal auf die Nase fallen, denn auch wenn dort steht „vegane Gerichte gab es keine“, listet Google dieses Restaurant in der Suche auf. Daher immer lieber überprüfen, was in den Rezensionen steht. Dazu geht ihr in den Rezensionen bei den Filtermöglichkeiten auf die Lupe ganz links. Diese ist manchmal so unscheinbar, dass man sie fast übersieht.
Vegane Reise Gruppen bei Facebook
Facebook lebt mittlerweile von den vielen Gruppen und wird besonders deswegen noch aktiv genutzt. Eine praktische Gruppe könnte „Vegan auf Reisen“ für dich sein. Schau dort mal in der Suchfunktion nach deinem nächsten Reiseland oder -Ort und du wirst vielleicht auf ein paar Beiträge stoßen. Eine weitere Möglichkeit sind spezielle Ortsgruppen. Gerade in Deutschland gibt es eigentlich für jede Stadt oder Region eine vegane Gruppe. Wusstest du, dass auch wir Admins einer veganen Ortsgruppe sind? Damals als wir vegan wurden, gab es gerade die ersten veganen Städtegruppen also durften auch wir damals eine gründen.
Der wichtigste Tipp: Nicht alles, was vegan scheint, ist es auch
Einer unserer wichtigsten Tipps gegen Frustration im Restaurant: Leider ist nicht alles vegan, was so scheint. Reis mit Bohnen in Mexiko oder Costa Rica – klingt vegan, oder? Leider versteckt sich dort manchmal ein tierisches Schmalz. Hier besser nachfragen oder mit dem veganen Bild aus Tipp 6 nachhelfen. Genauso befindet sich die bei den Thais so beliebte Fischsauce in vielen vermeintlich veganen Gerichten in Thailand (und übrigens auch Laos). Auch hier hilft es, wenn ihr lieber einmal mehr fragt.
Wir sprechen aus Erfahrung…
Und weil wir hier auch gerne aus dem Geschichtenbuch erzählen: Unser Frustrationslevel war riesig, als wir in Mae Kampong einen Teller Pad Thai mit getrockneten Shrimps bekamen. Mit dem Google Übersetzer dauerte es sicherlich nochmal fünf Minuten, bis die junge Thai verstanden hatte, dass wir als Vegetarier bzw. Veganer auch keine Shrimps essen. Im Endeffekt haben aber alle gelacht, wir eine weitere Portion Pad Thai bekommen, die anderen nicht veganen Portionen bezahlt und daraus gelernt: Heute zeigen wir gerade in untouristischeren Gebieten lieber einmal mehr das vegane Bild vor. Diese Geschichten prägen das Reisen und lassen uns wichtige Lektionen lernen.